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Mit dem Bus unterwegs

Busfahren ist in Chile die übliche Form große und kleine Distanzen hinter sich zu lassen, verfügt man nicht über ein Auto. Daher ist dieses Transportmittel auch entsprechend voll und man sollte sich bei einer langen Strecke nicht immer darauf verlassen, dass man auf jeden Fall mitgenommen wird. Ggfs. also vorbuchen!!! Die Pünktlichkeit ist als mas o menos zu betrachten! Wichtig: Pulli auch bei Affenhitze mitnehmen, die Klimaanlage arbeitet oft mehr als gut.
Der Bus ist immer mit zwei Leuten besetzt. Dem Busfahrer selbst und einer Servicekraft. Letztere weist den Bus ein oder aus, lädt Gepäck, reicht den Damen manierlich die Hand beim Aussteigen J und sorgt bei längeren Strecken für die Verpflegung der Gäste. Dazu nimmt sie Bestellungen auf, notiert diese mit Sitznummer und kassiert das Geld. Und dann – welch geniale Idee – fährt der Menschentransport an den Bus-drive-through-Imbiss, 3-4 Kellner kommen hinein, tragen Tabletts mit Speisen und Getränken – sogar Eis -, die die Nummer der Bussitze tragen und bueno. Der ganze Bus mampft und der Spuk hat nur 4 Minuten der Fahrzeit gekostet. Das lob ich mir, denkt man an das bei uns übliche System: „Wir machen jetzt hier zwanzig Minuten Pause, bitte seien Sie um … Uhr wieder am Bus.“ Klappt sowieso nie, weil die Frauen erst einmal 15 Minuten am Klo anstehen müssen, der MC´s Schalter von drei Schülerbussen schon geflutet wurde, das angedachte Tempo von diversen Krampfadergeschwadern gebremst wird, …

Si und Ya

Manchmal kommt uns das chilenische Spanisch echt spanisch vor. Wir haben mal gelernt, dass man am spanischen Telefon freundlich aber bestimmt "DIGAME" in den Hörer raunzt. Hier hören wir allerorten nicht das spanische "HOLA" sondern ein uns sehr vetrautes "HALO?"
Im Gespräch dann oft als Bestätigung ein "YA", statt eines "SI". Kuriosere Vokabelübernahmen wurden schon im Tagebuch erwähnt, wie der abendliche "SHOP"(PEN); aber auch "KUCHEN" und "BIERFEST" sind nicht unbekannt. Unlängst erwiderte der Camarero auf die Frage nach meiner Herkunft: "Aah Alemanes! Isch liebe diesch!!". Ich hoffe er wusste nicht genau was er meinte.....

Musiker

Musiker gibt es hier viele. Manche sind gut manche weniger, das kennt man ja. Neulich spazierten wir abends nach einem leckeren Pisco Sour durch die Sträßchen und hörten immer lauter werdend Musik der härteren Gangart. Als wir um die Hausecke kamen hatte sich dort mitten auf dem Gehweg mit vollem Equipment eine dreiköpfige Band platziert, die gerade Red Hot Chili Peppers intonierten. Gerade als der nächste Song "Creep" angestimmt wurde kam ein offiziell aussehender junger Mann zum Gitaristen und Sänger und wir dachten: das wars, Ordnungsamt gibt es hier auch! Keinesfalls, es war einer der Strassenparkwächter der mitsingen wollte und es beileibe auch tat......Der Szenenapplaus war ihm gewiss und er ging fröhlich grinsend und pfeifendseiner Arbeit weiter nach. Wir wissen nicht, ob er später von der Band engagiert wurde. 

Seefahrerrituale

Auf einmal wird die Brücke für die Passagiere gesperrt, die Türen geschlossen und Musik erklingt. Was los ist? Wir steuern auf die engste und nicht ganz einfache Passage  unserer Schiffstour zu und unser Kapitän ist abergläubisch und braucht sein Ritual.
Rhythmisch klopft er auf seinem Kapitänsthron die Finger aneinander, steht auf und wippt mit dem ganzen Körper, geht auf und ab wie der berühmte Panther von Rilke und dehnt seinen Nacken. Jetzt wird es ernst: Die Brücke ist vollbesetzt, als unser Kapitän sich seinen weißen Schal umhängt, die Sonnenbrille und seine Kappe, die Beweis seiner Befähigung ist, aufsetzt. Sicher führt er uns nun durch die Wasserstraße und hat unser aller Bewunderung.

Wandern und Wanderer im Torres del Paine

Zunächst einmal muss man sich entscheiden, welche Tor man machen möchte: das O (8Tage), das W (3-4 Tage) oder sogar nur das V (2-3 Tage). Nun muss die Art der Unterkunft gewählt werden: Refugio oder Campingplatz – letzteres bedeutet, dass man die komplette Campingausrüstung beim Wandern tragen muss. Nun muss die Versorgungsfrage geklärt werden: Essen im Refugio, kochen auf dem Campingkocher oder komplett kalte Küche … Das Hirn raucht, man fühlt sich überfordert … und deshalb geht man zu Alice, das hat nicht nur einen großen Unterhaltungswert sondern binnen von 5 Minuten hat Alice alles gebucht. (PS: Wir entschieden uns für die bequeme Refugio Variante mit Abendessen ebenda.)
Endlich sind wir unterwegs und treffen nicht nur das halbe Schiff wieder sondern viele interessante Leute wie das holländische Pärchen um die 70, die auch schon auf dem Himalaya waren und auch jetzt im Zelt übernachten (Mannmann sind wir Weicheier!), Medizinstudenten, die in Chile ihr Praktikum machen, jede Menge Leute, die den Job geschmissen haben, um diese Reise zu machen, …
Wir glauben fast, wir sind total langweilig :(.

Musica

Da kommt man aus dem Nirgendwo um nach 4 Tagen „Wildnis“ wieder in die Zivilisation bugsiert zu werden, steigt in den Minibus und wird beschallt mit ACDC. „Thunder ahahahaha“ und die müden Füße wippen mit. Guanacos links und rechts und dann noch Green Day. Der Kontrast könnte nicht größer sein…
Normalerweise ist die bevorzugte Musik hier aber irgendetwas, nie gehörtes Latinozeugs mit einem schmachtenden „siempre contigo“ und das „corazon“ ist auch schwer belastet. Selbst auf der Schiffspassage mit gefühlten 80% Gringos werden abends im Pub die bekannten chilenischen Hits gespielt, wobei wir kaum Übergänge zwischen den Liedern erkennen können.

Steh im Weg

Oft passiert es uns, obwohl wir ja eigentlich Zeit haben, dass wir den Eindruck haben Chilenen stehen gerne im Weg rum. Vermutlich haben sie aber noch mehr Zeit als wir…
Da ist man im Supermarkt unterwegs und wird unerwartet in seinem Kaufrausch gestoppt, weil wer wen trifft und ein direkter Austausch erfolgt. Gerne geschieht das aber auch auf dem Gehweg in geschäftigen Städten. Aber niemand stört sich da wesentlich dran und Zeit hat hier nicht nur für uns eine andere Bedeutung.

 

„Hostelnase“

Unterkünfte zu suchen und direkt vorab zu buchen ist hier sehr einfach. Aber Vorsicht! Die Bilder zu den Hostels sind kurz nach der Eröffnung gemacht und deswegen nicht immer den Tatsachen entsprechend. Bisher hat es immer gut geklappt und per Kreditkartenvoranzahlung war der Ort mit der entsprechenden „Hostelnase“ für das müde Haupt schnell gefunden…
Es gibt aber auch Internetseiten, die gerne einen Übersetzungsmodus vorschalten und es gilt zwischen den Zeilen zu lesen (deswegen lieber die englische oder spanische Originalversion). Just heute stießen wir auf Folgendes:
„Gelegt im Zentrum von Castro, Ideal für ausländische und nationale Überbringer, besitzt es bequeme Räume, Bad geteilt und Dienst des Frühstücks.
Mit seinem annehmbaren Anblick der Bucht ist das Unterhaltende Hotel für seinen Komfort und Vergnügen befriedigend. Es ist ein Platz, Erfahrungen und Erinnerungen zusammen mit einem Raum des Kampierens zu teilen.“
 Hört sich doch gut an, oder?

Wilde Hunde

Wer Hunde liebt wird auch in Chile viele Hundeliebhaber finden, die ihre Tiere mögen und sich gut um sie kümmern. In Siedlungsschwerpunkten jedoch gibt es eine Fülle von freilaufenden, sich selbst überlassenen armen Kreaturen. Alle sind nicht bösartig, liegen bisweilen schläfrig am Wegesrand oder jagen zum Spaß (?) und halsbrecherisch Autos – und nur Autos! - hinterher, die gerade um die Ecke biegen.
Ist ihnen dann sehr langweilig schließen sie sich uns aber auch gerne für einen kleinen Spaziergang durch die Ortschaft an. Komischerweise mussten wir feststellen, dass das anderen Spaziergängern so gut wie nicht passiert. Warum das so ist wird für uns ein unergründliches Rätsel bleiben… Hundekenner mögen uns gerne ein feedback dazu geben…

Schachbrett

Chiles Städte sind mit wenigen Ausnahmen erst spät gegründet worden. Demzufolge ist die Anordnung der Straßen im Schachbrett angelegt. Nun könnte man meinen, dass die Orientierung deswegen einfacher sei. Wir tun uns oft sehr schwer, ohne markante Bauwerke jeweils den richtigen Weg nach Hause zu finden, zumal nicht immer Straßenschilder angebracht sind
Die einzigen Konstanten in jeder Stadt sind die Plaza de Armas und eine O´Higgins-Straße, was bei unseren häufigen Ortswechseln die Sache nicht einfacher macht…

Sammeltaxen

Eine in D völlig unbekannte Errungenschaft sind hier Sammeltaxen, die immer gleiche Routen fahren, die sich einer großen Beliebtheit erfreuen und zudem sehr günstig sind. Möchte jemand ein paar Straßenblöcke (s.o.) nicht laufen, hält Mann und Frau und Kind seine/ihre Hand raus und Mann/Frau/Kind steigt aus oder ein und da ist egal für wieviele Plätze genau der PKW laut Hersteller ausgelegt ist.
Denn auch Schüler in der Mittagspause nutzen die Gelegenheit schnell zu Mutti zum Essen nach Hause zu fahren (Mann/Frau/Kind stelle sich das in D vor!) und so entstehen buntgewürfelte Fahrgemeinschaften..